Dienstag, 26. April 2011

Die Hoffnung starb zuletzt

„[...] ich sitz einfach hier, ohne einen leisen hauch zu wissen was passiert und ich schreibe dir und ich denke mir nichts aus, nur nach, wie ich es formulier. [...]“
(Clueso – Schreibe dir)

Ihr Kopf sinkt langsam und schwer auf die Platte des Tisches. Das Holz fühlt sich an ihrer Wange angenehm an, es ist kühl und hart. Ein absurder Gedanke schleicht sich in ihr Gehirn.
'Fühlt es sich so an, wenn man Bella ist und Edward kuschelt?'
Sie ringt sich selbst ein knappes Grinsen ab, es erreicht zwar die Augen aber wirkt trotzdem nicht echt genug. Ihre blauen Augen glänzen nicht mehr, sie wirken matt und die Pupillen sind geweitet obwohl das Licht der Halogendeckenleuchten den Raum grell erhellt. Jemand der sie nicht kennt könnte fast denken sie hätte am Morgen vor dem Unterricht irgendwelche Drogen genommen, denn der ganze Körper scheint jetzt, am Mittag, in eine lethargische Starre verfallen zu sein. So ganz falsch würde diese Person gar nicht liegen, der Zustand in dem sie sich befindet fühlt sich ähnlich an. Matt und leer. Sie glaubt zu mindestens das es sich so anfühlen muss. Das was dann kommt, nach dem die Droge dich hat hoch fliegen und die Welt in den schönsten Farben hat sehen lassen.
„... das das Fernsehen sehr viel über Menschen bietet. Eine Katastrophe jagt die nächste...“
Die Stimme des Lehrers erreicht wie von allein ihre Ohren, sie hebt den blonden Schopf ein wenig. Bis grade eben ist jedes Wort an ihrem Verstand abgeprallt, doch sobald es um Katastrophen geht ist voll dabei. Am besten Mitten drin. Sie schnaubt, gefolgt von einem tiefen Seufzen. Glasige Augen starren den Lehrer mit der kahlen Stelle am Hinterkopf an, dann sinkt der Kopf wieder auf die Tischplatte zurück. Sie drückt wieder die Wange an das kalte, lackierte Holz und schließt für einen kurzen Augenblick die Augen. Wahrscheinlich ein böser Fehler. Vielleicht auch nicht. Es ist ja nicht so, das sie nicht hätte absehen können dass das schließen der Augen sie in die Welt in ihrem Kopf katapultiert. Ganz plötzlich ist die Tischplatte nicht mehr hart und kalt sondern warm und weich. Die Stimmen sind weg, es ist leise. Sie hört ihren Herzschlag in den Ohren und beobachtet den seinen an seiner Halsschlagader. Wie auch schon damals fragt sie sich, ob sein Herz immer so schnell und wild schlägt. Seine Finger berühren ihre und der jeder Gedanke ist sofort verscheucht, er umspielt ihre Finger mit seinen und verschränkt sie dann ineinander. Ein kurzer Augenblick nur, dann löst er sich von ihren und streicht ihr zart über die Schulter bis zum Hals hinauf und dann über den Rücken wieder runter bis zur Seite. Die Härchen auf ihren Armen und in ihrem Nacken stellen sich auf, ein warmer Schauer läuft ihre Wirbelsäule hinab und sie lässt einen wohligen Seufzer erklingen. Ob er sich auch so wohl fühlt wie sie? Kann es nicht immer so sein?
Ein Finger, der sich in ihre Seite bohrt, lässt ihr bewusst werden das sie träumt. Der Finger gehört hier nicht her und reißt sie aus ihren Wachträumen. Der blonde Kopf zuckt hoch, der glasige Blick zuckt verwirrt umher. Die Freundin neben ihr schaut sie Mitleids- aber auch Liebevoll an. Sie weiß, was los ist. Die blauen Augen verändern sich freundlich um ein Lächeln anzudeuten, bei dem die Lippen nicht mehr nachkommen. Ihr Mund ist trocken, sie greift nach der Wasserflasche auf den Tisch und trinkt sie in einem Zug halb leer. Der Nachgeschmack bleibt bitter, ihre Lippen trocken und spröde. Sie leckt darüber und in ihrem Mund verbreitet sich der Geschmack von süßem Kupfer. Ihre Augen brennen, der Kopf ist schwer und wird wie magisch von der Tischplatte angezogen. Sie ist so unglaublich müde und die Tagträume sind so verlockend... sie reibt sich über das Gesicht, die Finger massieren die Schläfen und sie hält den Kopf davon ab wieder auf den Tisch zu sinken. Sie muss aufpassen, verdammt, die Gedanken wieder auf das lenken, was wichtig ist. Ihr Blick fixiert den immer noch Monologe vor sich hin philosophierenden Lehrer, sie versucht zu verstehen was er sagt doch es macht alles keinen Sinn. Wirre Wortfetzen zu Sätzen aneinander gereiht. Nach nicht mal 30 Sekunden gibt sie den Versuch aufzupassen auf und gibt sich den schon fast zwanghaften Gedankengängen über den Mann hin, der sie so fasziniert. Aufpassen könnte sie auch noch nächste Woche... oder so.
Die Freundin hatte es mal mit extremer Anziehungskraft und Schicksal beschrieben. Extrem ist gut. Sie selbst würde es eher mit Motten und Licht vergleichen. Sie ist die Motte, er ist das Licht. Das erhoffte, erwünschte und vermisste Licht das man aus der Ferne betrachtet und bestaunt, dem man sich nähert, das man umschwirrt, umgarnt, sich im weiter nähert bis die Hitze die kleinen Flügelchen versenkt. Ersehnt und gefürchtet zugleich. Bei keinem anderen hat sie jemals dieses Gefühl gehabt. Diese Sehnsucht. Dieser völlige Kontrollverlust über den eignen Körper. Jedes Mal wenn er vor ihr steht ist es, als würde jede Sicherung durchbrennen. Der Verstand verabschiedet sich vollends. Die Knie werden weich, die Hände kalt, nass und zitterig, sie stottert und stolpert. Ein Blick in seine Augen ist wie ein Blick in das Meer, sie flaubt sich zu verlieren und in ihrem Kopf fängt sich alles an zu drehen. Ihr wird schwindelig und schlecht. Das hat sich auch nie verändert wenn sie einen anderen Freund hatte. Nicht, das sie bei den Gefühlen für diesen anderen Mann geschwindelt hätte. Zu mindestens nicht wegen ihm. Sie hat sie gemocht – den einen mehr und den anderen weniger – doch trotzdem änderte das alles nicht an dem, was ein Blick von ihm mit ihr anstellt. Er muss sie noch nicht mal sehen. Schon wenn sie ihn erblickt wird das Herz schwer, die Hände kalt und die Knie weich. Aber verliebt in ihn, das ist sie nicht. Nein, niemals. Sie war schon öfters verliebt und das hat sich nie so angefühlt. Sie war oft nervös und schüchtern geworden aber nie so... hilflos. Oder ist es genau anders rum? Ist das wirkliches verliebt sein und alles andere war nur Selbstbetrug? Die Frage quält sie ebenso sehr wie die, warum er so merkwürdig zu ihr ist und ob er auch so fühlt. Dieses ewige Spiel aus anschreiben, anlocken, fallen lassen und ignorieren macht sie bald wahnsinnig. Es reizt ihre Nerven bis zum zerreißen. Was will er nur von ihr? Manchmal, ganz selten, da ist sie ganz und gar Frau. Da interpretiert sie und lässt es zu, das sie sich die Version in ihrem Kopf ausbreitet, die ihr Herz sich so sehnlich erwünscht. Er empfindet genauso und versucht sie nur von sich fern zu halten wie scheinbar damals, als alles seinen Anfang nahm. Und dann zerschmettert sie diesen Gedanken wieder, schimpft sich selbst für diese dummen Mädchenträume. Er fühlt nichts. Er denkt sich dabei nichts. Kein System, keine Masche, kein Spiel, keine Gefühle. Vielleicht allerhöchstens Langweile. Ein Zeitvertreib, nicht mehr. Er ist ein Mann. Er denkt sich dabei nichts, er denkt nicht an sie und er fragt sich nicht, wie sie sich fühlt und ob sie auch an ihn denkt. Er hat kein Interesse an ihr. Der Gedanke tut im Herzen weh. Der Verstand jedoch applaudiert. Er hat kein Interesse an ihr. Und jetzt: vergessen. Es gibt andere hübsche Männer. Sie nickt sich selbst zu um ihre Gedanken zu bestätigen. Er hat kein Interesse an ihr. Und jetzt wird sie ihn loslassen. Auch wenn das dumpfe Gefühl in ihrem Magen ihr schon Verrät, dass es wieder einmal nicht klappen wird. Aber es ist so leicht, sich selbst zu Betrügen. Wenigstens für ein paar Stunden.

Es klingelt. Die Stunde ist vorbei. Der Lehrer beendet seinen Monolog und schaut in die verschlafene Klasse. Noch bevor er seine Schüler wirklich entlassen hat, ist die Blonde aufgesprungen, hat ihren Rucksack gepackt und die Klasse verlassen. Die bis grade eben noch müden, schweren Knochen sind plötzlich topfit und der schwere Kopf ganz leicht. Das Licht ruft, es flackert da hinten in der Ferne. Sie spurtet über den Hof zu den Rädern. Der ganze Körper ist in Höchstform, das Gemüt so erhellt wie nur selten am Tag. Denn schließlich keimt bei jedem Klingeln die Hoffnung in ihr auf ihn auf den wenigen Metern vor den Gebäuden zu sehen. Nur einen kurzen Blick auf das Licht erhaschen. Allein der Gedanke an die Droge setzt Endorphine ohne gleichen frei. Und wieder einmal muss sich der Verstand geschlagen geben. Die Hoffnung des dummen, naiven Mädchens in ihr ist eben noch immer nicht erstickt.

Die Wahrheit ist...

Ich sitze hier. Ein leeres Blatt Papier vor meiner Nase, einen Stift in der Hand und ein Hirn ohne Gedanken. Die Idee war ja echt nicht schlecht gewesen. Das Erfolgsprinzip der Anziehung, Wünsche an das Universum. Ich weiß das das Funktioniert. Ich habe es so oft versucht und jedes mal war es ein Treffer direkt ins Schwarze. Wieso sollte es diesmal nicht klappen? Wieso sollte es mir nicht helfen den Mann zu finden, nachdem ich schon so lange suche? Doch anstatt das ich eine regelrechte Kaufhausanzeige schreibe, wie man es mir auf einem Verkaufsseminar erklärt hat, starre ich beinahe benommen das Blatt Papier an. Ich habe eine Wahrheit viel zu lange verdrängt, doch jetzt drängt sie sich mit all ihrer Brutalität und Ehrlichkeit zurück in mein Weltbild. Manchmal sind wird viel zu geblendet von dem was wir haben und dem, was uns das Fernsehen, das Internet und der Rest der Menschheit und so vorspielt, das wir vergessen. Vielleicht auch nicht erkennen. Wir bemerken machmal nicht, das alles, was wir uns je Wünschen würden schon direkt vor uns steht, uns bedingungslos und abgrundtief bis auf das innerste der Knochen liebt und wir es mit Füßen treten, weil wir denken, es muss immer besser sein, immer besser und schöner und perfekter. Dabei war es schon am besten und am schönsten und am perfektesten. Der Mann aus unseren Träumen war vielleicht schon da, hat uns in Armen gehalten und wir haben ihn weg geschickt. Vielleicht. Es ist eben nur eine Wahrheit, eine Variable. Es könnte auch anders sein. Ein plötzlicher Anfall von Sentimentalität, Angst vor etwas neuem, ein Hilfeschrei aus den tiefen der Einsamkeit, in die ich mich im letzten Jahr gestürzt habe. Es könnte... vielleicht... nur: wer sagt mir jetzt, wie es wirklich ist?

Ein kleiner Schritt für die Menschheit...

... aber ein großer Schritt für mich.
Mein erster eigener Blog :) Ich bin so stolz..

Er heißt "Storytelling" und das, weil ich genau das tun werde: Geschichten erzählen. Das, was ich am liebsten tue. Ich schreibe für mein Leben gerne, spiele Online textbasierte RPGs... ich habe mehrere Chars und schreibe immer wieder verschiedene mehr oder weniger kurze Texte, die entweder voll und ganz meiner Fantasie entspringen oder auch dazu da sind, um irgendwelche Gedanken los zu werden, die mich eben im echten Leben quälen.

Und jetzt bin ich irgendwie dazu bereit, diese Gedanken und Fantasien mit anderen zu teilen. Vielleicht interessiert es ja den ein oder anderen? Ich hoffe es :)

Greez,
morphin

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